Komm mit ans andere Ufer!

Seit der Coronazeit, dem Ukrainekrieg und den damit einhergehenden wirtschaftlichen Verwerfungen sind wir in eine unsichere Zeit hineinkatapultiert worden. Die Zukunft kann einem Angst und große Sorge bereiten. Umso wichtiger ist es, dass wir auf das feine Rufen Jesu hören. Eine eindrückliche Begebenheit am See Genezareth aus Markus 4,35–5,2 hat mich dazu sehr ermutigt. Jesus hatte einen langen Tag am See bei Kapernaum verbracht und über das Reich Gottes gelehrt. Es war Abend und jetzt wäre vermutlich der Zeitpunkt gewesen, an dem sich Jesus mit seinen Jüngern gemütlich zurückgezogen hätte. Die Jünger wollten bereits zusammenpacken, doch sagt Jesus in Vers 35a: „Lasst uns über den See ans andere Ufer fahren!“

Für die Überfahrt von Kapernaum ans andere Ufer brauchte man mit den damaligen Booten etwa acht Stunden – durch die Nacht und durch ein Gewässer, in dem plötzlich Stürme aufkommen konnten. Ans andere Ufer zu fahren löste bei den Jüngern Unbehagen, ja sogar Angst aus. Dort lebten die Heiden mit ihren Schweineherden. Auch hauste in den Höhlen am gegenüberliegenden Ufer ein „Wilder“, von dem man sagte, dass er dämonisch besessen und gefährlich war. Warum nur wollte Jesus ans andere Ufer fahren?

Ich empfinde, dass wir in genau solch einer Zeit leben. Wir haben drei anstrengende Jahre hinter uns und jetzt kommt Jesus und möchte uns in eine Zeit hineinführen, die für uns unsicher wirkt und uns Angst macht. Das „alte“ Ufer ist uns bekannt, wir fühlten uns dort wohl und sicher. Und jetzt kommt Jesus zu Dir und mir und sagt: „Kommt mit mir ans andere, neue und unbekannte Ufer.“ Er lädt uns ein, den sicheren Strand zu verlassen, dort wo wir wussten „wie es funktioniert“, um in ein „wackeliges Boot“ zu steigen und in die Nacht zu fahren.

Das absolut Entscheidende ist, dass Jesus MIT uns im Boot ist, auf dem Weg zum neuen Ufer. Nicht nur das, er schläft ganz entspannt in unserem Boot (Markus 4,38), auch wenn tatsächlich Stürme kommen (Markus 4,37), und stillt sie in der größten Not (Markus 4,39).

Warum war es Jesus wichtig, mit den Jüngern ans andere Ufer zu fahren? Er wollte sie auf den Auftrag vorbereiten, nach seinem Tod zu den Heiden außerhalb von Israel gesandt zu werden. Gleichzeitig hatte Gott am anderen Ufer eine reiche geistliche Ernte vorbereitet: Durch den befreiten „Wilden“ dämonisch besessenen Mann wurde das Zeugnis von Jesus in der ganzen Dekapolis-Region verbreitet (Markus 5,20) und Jesus konnte dort einige Zeit später Wunder tun und Essen für 4000 Menschen vermehren (Markus 7,31–8,10).

Ist das „Ufer“ und die Zeit vor uns, in welche Jesus uns führen möchte, angstmachend? Ja, manchmal sind sie das. Aber gleichzeitig sieht Jesus eine reiche geistliche Ernte, die auf uns wartet. Davon bin ich tief überzeugt!

verfasst von: Matthias Langhans, Leiter von Campus für Christus Österreich